Gewitterluft by Athor
Summary: Nachdem Jack verletzt von einer Mission heimkehrt, scheint Daniel nicht mehr ganz der Alte zu sein. Irgendetwas nagt an dem jungen Archäologen.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Hurt/Comfort, pre-Slash
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2124 Read: 2644 Published: 14.03.12 Updated: 14.03.12
Story Notes:
1) Hurt/Comfort, angedeutete First Time Story
2) Eine Schreibblockade treibt derzeitig mit mir ihr Unwesen. Ich hoffe, sie hiermit endlich wieder überwinden zu können. Über Feedback würde ich mich wie immer riesig freuen.
3) Lieben Dank auch an meine Betareaderin Antares.

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Gewitterluft


„Was machst du gerade, Jack?“, tönte Daniels Stimme aus dem Esszimmer herüber.
O’Neill rollte die Augen und seufzte leise. Sie waren seit 5 Tagen von PX – 312 zurück und Daniel benahm sich schlimmer als Doktor Fraiser zu ihren besten Zeiten, was Jack – ganz nebenbei erwähnt – kaum für möglich gehalten hätte. Zudem er es auch nicht nachvollziehen konnte. Gut, er war dehydriert, erschöpft und etwas benommen von ihrer letzten Mission zurückgekehrt und hatte eine Nacht zur Beobachtung in der Krankenstation verbringen müssen, aber Daniel war seitdem nicht mehr von seiner Seite gewichen. Und dies, obwohl Jack kaum Schaden genommen hatte.

Ein paar Kopfschmerzen, ein wenig Schwindelgefühl, gepaart mit ein bisschen Übelkeit. Das Übliche halt, wenn ein Jaffa einem mit einer Stabwaffe vor den Kopf schlug. Okay, er hätte den Krieger vielleicht nicht provozieren und dessen Gott nicht als dämliche Schlange bezeichnen sollen, dann hätte das eine ganz nette Unterhaltung werden können. Abgesehen von der Tatsache, dass hinter dem Rücken zusammengebundene Hände und seine Zeit kniend auf einem Steinboden zuzubringen, nicht wirklich bequem waren. An ihrer Art, mit „Gästen“ umzugehen, würden die Jaffa noch arbeiten müssen. Auch galt es weithin nicht als sehr höflich, auf einem Thema zu beharren, welches ein Gast offensichtlich nicht geneigt war zu diskutieren, so z.B. wo etwaige Teamgefährten sich derzeitig aufhielten, oder welchen GDO-Code man eingeben musste, um der Erde einen Besuch abstatten zu können.

So war es eine sehr einseitige Konversation gewesen, die, abgesehen von Jacks regem Anteil an Höflichkeitsfloskeln, allmählich den jungen Jaffa-Krieger die Geduld verlieren ließ. Jacks letzte Bemerkung hatte dann bei dem Jüngeren das Fass zum Überlaufen gebracht und zornig, über die mangelnde Kooperation des Tau’ri, hatte er zugeschlagen.

Das Nächste woran sich Jack O’Neill erinnerte, war, dass er sich am Boden in irgendeiner Arrestzelle befand und dass Daniel in Panik bemüht war, ihn aufzuwecken. Dann kamen plötzlich SG-2 gefolgt von Carter, und Teal’c in den Raum gestürmt und alles war vorbei.

Offensichtlich war es dem Captain und dem Jaffa gelungen, zum Stargate zurückzukehren und Verstärkung zu holen. Es war pures Glück gewesen, dass sie sich nicht mit Daniel und ihm im Tempel befunden hatten, als das Ringtransportersystem sich plötzlich aktiviert hatte und ein ganzer Trupp feindlicher Jaffakrieger wie aus dem Nichts vor ihnen aufgetaucht war. Das leere Innere des alten Gemäuers hatte ihnen keinerlei Versteckmöglichkeiten geboten und so war die Sache schnell entschieden gewesen. Doch bevor die Zat-Waffen sie trafen, war es Jack und Daniel wenigstens gelungen, drei ihrer Gegner zu erledigen.

**********

Die würden nie wieder harmlose Forscher angreifen!, dachte Jack mit einem Anflug von Ironie und war dankbar, dass Daniel und er so glimpflich aus der Sache heraus gekommen waren. Er wusste, dass die ganze Geschichte auch ein anderes Ende hätte nehmen können.

Jack hatte gerade die Stereoanlage erreicht, als Daniel die Stufen ins Wohnzimmer herunter kam.

„Jack? Ich hatte dich gefragt, was du da machst?“ Mit heraufgezogenen Augenbrauen schaute er Jack auffordernd an.

„Verdammt, Daniel. Kann ich denn nicht einen Schritt machen, ohne dass du gleich wie ein Wachhund angeschossen kommst?“, entfuhr es Jack genervt.

Er mochte den jungen Archäologen und es war nett, Daniel um sich zu haben. Mehr als das - wenn Jack ehrlich war, dann fühlte er sich in Daniels Gesellschaft so wohl, wie schon lange nicht mehr. Daniel ließ ihn seine Einsamkeit und den Verlust seiner Familie vergessen. In gewisser Weise hatte er wieder jemanden gefunden, um den er sich kümmern konnte und der sich auch um ihn kümmerte. Auch, wenn er es jetzt für Jacks Geschmack ein bisschen übertrieb.

Die Menschen im SGC waren Jacks Freunde. Sein Team, Hammond, Janet und Cassie, seine Familie und doch war Daniel etwas Besonderes. Er nahm einen Stellenwert in Jacks Leben ein, den dieser nicht näher zu beschreiben wusste. Freund, kleiner Bruder, engster Vertrauter .... irgendetwas in dieser Größenordnung. Auf alle Fälle gab es da ein unsichtbares Band zwischen ihnen, welches sie enger zusammen hielt, als Jack es je für möglich gehalten hätte. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er es für undenkbar empfunden, je wieder einen Menschen so nah an sich heran zu lassen.

Allerdings hatte Daniel ihn bei dem Prozess auch nicht gerade um Erlaubnis gebeten. Ungefragt war er in Jacks Leben getreten und hatte sich darin breit gemacht. Aus irgendeinem nicht erfindlichen Grund hatte er in Jack so etwas wie einen Freund gesehen und es mit diesem hilflosen Unschuldsblick geschafft, Jack einzuwickeln. Bevor Jack richtig begriffen hatte was geschah, hatte er Daniel, nach der Entführung Sha’res durch Apophis und Daniels Rückkehr zur Erde, unter seine Fittiche genommen und dort war dieser bis zum heutigen Tag geblieben.

Jack seufzte, sie hatten wirklich viel erlebt in den letzten drei Jahren, aber nichtsdestotrotz ging ihm Daniel mit seiner besorgten Art im Moment gerade tierisch auf die Nerven.

„Entschuldige! Wenn du das so siehst, dann kann ich natürlich auch gehen“, schnappte Daniel und sein Gesicht spiegelte wider, wie sehr Jacks harsche Worte ihn verletzt hatten.

Augenblicklich setzte bei Jack das schlechte Gewissen ein. Wie schaffte der Archäologe es nur immer wieder, dass er sich so schuldig fühlte?

„Vergiss es, Daniel.“ Jack legte die CD aus den Händen und trat auf den Linguisten zu. „Ich freue mich, dass du da bist – ehrlich. Aber warum gönnst du uns nicht eine kleine Pause und wir nutzen die Gelegenheit für eine Partie Schach?“, schlug Jack begütigend vor. Doch heute sollte ihm sein Einlenken nicht weiterhelfen.

Daniel besah den Älteren kritisch und fuhr ihn dann bockig an: „Ich will nicht Schach spielen, behandele mich nicht wie ein kleines Kind.“ Missmutig verzog er das Gesicht.

„Okay, du willst also nicht Schach spielen. Aber was willst du dann, Daniel? Du benimmst dich jetzt schon seit Tagen merkwürdig. Was zum Henker ist eigentlich los mit dir?“ Auch Jacks Geduld fand einmal ein Ende und langsam schien es an der Zeit, die Situation ein für allemal zu klären.

„Was mit mir los ist?“, wiederholte Daniel aufgeregt, starrte Jack dabei entgeistert an, um sich dann wild gestikulierend wegzudrehen. Irgendetwas nagte offensichtlich an dem Wissenschaftler und Jack verstand nicht, was die Ursache dafür war. Daniel benahm sich, selbst für seine Begriffe, seltsam. Aber Jack war sich keiner Schuld bewusst, die dieses Verhalten rechtfertigen würde.

„Ich frage mich, was mit dir los ist, Jack? Was sollte das da draußen auf PX – 312, diese Sache mit dem Jaffa? Nur nicht klein beigeben! - Richtig, Jack? Immer einen coolen Spruch auf der Lippe, immer bereit, noch einen draufzusetzen!“, fauchte Daniel los.

Wenn Jack vorher bereits gedacht hatte Daniel wäre sauer, dann erlebte er den Wissenschaftler jetzt kräftig in Fahrt. Daniel hatte sich während seines Ausbruchs richtig in Rage geredet.

„Wovon, - in drei Teufelsnamen -, sprichst du eigentlich, Daniel? Sollte ich diesem Jaffa etwa den Iris-Code geben, nur damit er uns in Ruhe lässt? Fein, Daniel, wirklich toll! Und dann? Du weißt genau, welche Folgen das gehabt hätte.“
Jack starrte Daniel finster und aus zusammengekniffenen Augen an. Was sollte diese ganze Aufregung? Er hatte schließlich nur seinen Job gemacht. Er hatte die Aufmerksamkeit und das Interesse der Wache auf sich gezogen. Sein Plan hatte funktioniert und die Jaffa hatten Daniel nicht weiter beachtet. Die Zeit, die er ihnen verschafft hatte, hatte ausgereicht, um das Eintreffen der Kavallerie zu überbrücken.

„Darum geht es doch gar nicht. Natürlich konntest du ihm nicht den Code verraten. Aber kannst du nicht einfach einmal deine Klappe halten, Jack? Musst du immer provozieren?“ Aufbrausend sah Daniel ihn an.

„Was ist eigentlich dein Punkt, Daniel?“, fragte Jack und zwang sich zur Ruhe. Er hatte mittlerweile verstanden, was Daniel aufgebracht hatte, doch er kapierte immer noch nicht, warum? Er hatte sich nicht anders verhalten, als auf zig Missionen vorher.

Sein Sturkopf verbot es ihm, einfach nachzugeben und sich geschlagen zu geben. Sein Gegner mochte ihn körperlich bezwungen haben, aber Jack wollte klarstellen, dass dies noch lange keinen Sieg bedeutete, selbst wenn ihm ein Kampf nur noch auf verbaler oder geistiger Ebene möglich war. So war er, dies war seine Natur! Das war es, was ihn in seinem Job auszeichnete.

Er war ein zäher Hund mit einem nahezu, bis an die Stupidität heranreichenden Willen zum Durchhalten. Mit seiner Art des Widerstandes rieb er den Gegner von innen heraus auf und zermürbte ihn auf Dauer. Dies verschaffte Jack oftmals kostbare Zeit. Zeit, die für ihn arbeitete und genau darauf setzte er.

Der Wandel in Jacks Körperhaltung blieb auch Daniel nicht verborgen. Eben noch zum Gegenschlag bereit, hatte der Ältere nun die Anspannung rausgenommen, was sich auch auf den Wissenschaftler übertrug.
„Mein Punkt ist, wie du so schön gesagt hast, dass ich nicht noch einen weiteren Menschen verlieren möchte, den ich liebe“, erwiderte Daniel nun bereits bedeutend gefasster.

„Willkommen im Club, Daniel. Dann weißt du ja jetzt, wie ich mich fühle, wenn du ständig entgegen meiner Befehle irgendwelche Extratouren reitest“, nutzte Jack die günstige Gelegenheit, Daniels ständige Eskapaden anzusprechen, ehe er stutze und für einen Moment verblüfft schwieg. Erst jetzt war ihm der Nachsatz von Daniel bewusst geworden. „Liebe?“ Fragend zog Jack die Augenbraue hoch.
„Du meinst, wie man einen großen Bruder liebt?“, schob Jack nach und beobachtete Daniel dabei genau.

Mit dem Abebben des Zorns war auch Daniels Selbstsicherheit ins Wanken geraten. Verlegen schaute er zur Seite und Zeit schindend presste er die Lippen zusammen, bevor er mit einem kurzen Blick auf Jack antwortete: „Nein, weniger, mehr wie einen ... Geliebten!“

Uff, jetzt war es raus! Daniel warf Jack einen schnellen, unsicheren Blick unter seinen halb gesenkten Augenlidern heraus zu. Er hatte keine Ahnung, was nun passieren würde. Aber Daniel hoffte einfach, dass er die vielen, kleinen Berührungen und die innigen Umarmungen nicht missgedeutet hatte. Er baute darauf, dass er über die Jahre gelernt hatte, Jack richtig einschätzen zu können.

Aber wie es auch ausgehen sollte und wie immer Jack entschied, was er aus dieser Information machen wollte, Daniel wusste, er hatte die richtige Wahl getroffen. Jack kannte nun seine wahren Gefühle und damit hatte Daniel die Möglichkeit, über sie zu sprechen. Er wollte nicht mehr daneben stehen wenn Jack sein Leben sinnlos aufs Spiel setzte. Daniel konnte den Gedanken, dass Jack etwas passieren könnte, immer weniger ertragen. Nun wusste Jack zumindest, dass sich jemand um ihn sorgte und vielleicht brachte dies Jack ja sogar dazu, behutsamer mit sich umzugehen?

„OH!“, war das Erste, was diesem auf Daniels Offenbarung hin einfiel. Es war einer der seltenen Momente, in denen selbst Jacks sonstige Flucht in den Sarkasmus ausblieb.

Nun, jetzt hatte Jack die Antwort auf seine Frage nach dem „WARUM“? Verflixt, warum hatte er Daniel nur so weit gepuscht? Hätte er es nicht schon viel früher auf sich beruhen lassen können? Nein, er musste es wieder einmal ganz genau wissen.

Zu seinem eigenen Erstaunen fühlte sich Jack aber gar nicht unbehaglich. Im Grunde genommen empfand er sogar Freude über Daniels Bekenntnis. Jack betrachtete den Archäologen, als ob er ihn zum ersten Mal in seinem Leben richtig sah - musternd, inspizierend, wäre wohl eher die korrekte Bezeichnung gewesen.

Daniel als sein GELIEBTER. Das klang ungewohnt, aber irgendwie auch passend. Die Lücke hatte sich geschlossen und das Wichtigste war, es fühlte sich für Jack richtig an. Wieder einmal hatte Daniel lange vor ihm die Zeichen gesehen und verstanden. Es war wirklich erstaunlich, wie er dies hinbekam, wunderte sich Jack.

Die Auseinandersetzung mit Daniel war seinen Kopfschmerzen jedoch nicht sehr zuträglich gewesen und Jack zwickte angestrengt die Augen zusammen, während er sich mit einer Hand an die schmerzenden Schläfen griff.

Daniel hatte ihn die ganze Zeit über Aufmerksam beobachtet, nachdem das erste Donnerwetter ausblieb. Fasziniert hatte er Jacks Mienenspiel verfolgt und irgendwie hatte er das sichere Gefühl, das seine Einsamkeit bald ein Ende haben würde.
„Kopfschmerzen, Jack?“

Dankbar, dass Daniel nicht weiter auf einer Aussprache pochte, griff Jack die Frage auf: „Ja. Ich schätze, mein Kopf ist doch nicht so widerstandsfähig, wie ich dachte.“ Entschuldigend lächelte er Daniel an.

„Vielleicht kann ich dir helfen. Es gibt da ein altes Hausmittel, das schon bei den alten Römern sehr beliebt war. Du solltest dich dafür nur ...“, Daniel zögerte kurz, dann sprach er weiter, „hinlegen.“ Ein kleines Schmunzeln ging über sein Gesicht.

Jack schaute ihn überrascht an. Doch eigentlich fragte er sich, worüber er sich ernsthaft wunderte. Über Daniels Entschlossenheit? Die hatte der Archäologe zuvor mehr als einmal bewiesen, wenn er von einer Sache überzeugt gewesen war. Jack seufzte. Sein Leben würde fortan sicher eine interessante Wende erfahren. Eine sanfte Welle der Erregung erfasste ihn.
„Also gut, ich werde es auf einen Versuch ankommen lassen“, erwiderte Jack zustimmend und meinte damit ganz sicher nicht nur Daniels ‚Heilungsversuch’, denn die Andeutung „alte Römer“ schien selbst bei Jacks bescheidenen Geschichtskenntnissen in eine deutliche Richtung zu weisen.
Er war gespannt.

ENDE

(c) März 2006 by Athor
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=1950