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Während ihr schlieft (2) von silverbullet27

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Kapitel 1

Nachdem auch Guide in seiner Schlafwabe untergebracht war, kontrollierte Bonewhite noch einmal die von Lightning: der Hivemaster hatte sich gefügt und auch die Weckvorrichtung nicht manipuliert. Zumindest konnte Bonewhite nichts erkennen, was darauf hindeutete.

In seinem Quartier war alles so, wie er es verlassen hatte. Eine Schale mit Würfeln stand auf dem Tisch, die Schlafecke war unbenutzt und der Becher, der Frischwasser auffangen sollte, stand neben der Nische, in der im Laufe eines Tages mehr als genug Wasser für den Bedarf eines Wraith kondensierte. Er stellte den Becher in die kleine Nische und beobachtete, wie der erste Tropfen hineinfiel. Mühsam riss er sich von dem Anblick los und ging hinüber zu dem Wandverschlag, in dem er seine Kleidung aufbewahrte und wechselte alles, was er am Leib trug gegen frischere Sachen. Ob er Dazzle wecken sollte? Eine Hilfe stand ihm zu… andererseits fand er die Gesellschaft des jungen Anwärters recht anstrengend. Nein, für die hoffentlich nur kurze Zeit der Wache würde er allein zurechtkommen. Auch wenn Guide da anderer Ansicht war. Bei diesem Gedanken knurrte Bonewhite unwillkürlich.

Es stimmte zwar, dass er nach dem Tod seines Bruders für einige Zeit ziemlich neben sich gestanden hatte, zumal Fever und er seit Jünglingstagen füreinander gesorgt hatten. Aber der Grad der Bevormundung, den Guide ihm gegenüber auch noch Jahre später versucht hatte aufrecht zu erhalten, würde Bonewhite ihm nie verzeihen. Freund hin oder her, es gab für alles Grenzen. Die Guide nur zu gern übertrat.

Erneut rieb er sich die Schläfen. Die Kopfschmerzen waren immer noch da. Und je mehr er sich ärgerte, desto schlimmer wurden sie. Außerdem brachte es nichts, über Vergangenem zu brüten. Es war Zeit, die Nahrungskapseln aufzusuchen, sich Kraft zu holen und dann die einzelnen Posten dieser Wache aufzusuchen. Mit der Zeit würden die Auswirkungen des Winterschlafs von allein nachlassen.

Die Inspektion des Hives war erfreulich bis unspektakulär. Die Vorräte würden einige Monate vorhalten, die Mannschaft war eingespielt und wusste, was sie tat, zollte ihm den gebührenden Respekt und mehr verlangte er nicht. Seine letzte Station war das Labor, in dem Blueface arbeitete.

Der junge Cleverman brütete über einer der Konsolen und bekam gar nicht mit, dass jemand eingetreten war. Bonewhite blieb in der Tür stehen und beobachtete ihn schweigend. Auf jeden Fall ging der Cleverman in seiner Arbeit auf – sein Geist schmeckte nach Neugierde, Jugend und einer Sternennacht. Kein Wunder, dass Guide ihn protegierte. Für den Commander gab es kaum glücklichere Momente als die, in den Nachthimmel schauen zu können, egal, auf welchem Planeten er gerade war. Bonewhite wusste das nur zu gut aus ewig langer Erfahrung. Nach einer Weile räusperte er sich und unterdrückte ein amüsiertes Grinsen, als der Cleverman erschreckt herumwirbelte und einen Stapel Datenpads zu Boden riss.

„Commander…" Blueface nahm Haltung an und senkte den Blick.

Commander war zwar nicht die korrekte Anrede im normalen Hive-Betrieb, aber während der Wache war sie für den obersten Kommandierenden üblich. „Guide wies mich an, dich auf deinen Missionen persönlich zu begleiten." Bonewhite trat an die Konsole heran und studierte die Anzeigen, während der Cleverman eilig die Datenpads aufhob und auf einem nahe stehenden Tisch ablegte. „Wie weit sind die Vorbereitungen bisher getroffen?", fragte er und wendete sich dem jungen Wissenschaftler zu.

Blueface war während einer der letzten großen Wachphasen des Hives zusammen mit anderen Flüchtlingen aufgenommen worden. Anscheinend hatte es auf deren Basisschiff einen gewaltsamen Wechsel der Königin gegeben und mehrere Wraith wurden vertrieben, was nicht unüblich war. Meist waren es die, die nicht dem Schönheitsideal der neuen Herrscherin entsprachen. So schlau der Cleverman auch sein mochte, er war nur von geringer Körpergröße – Bonewhite überragte ihn fast um einen ganzen Kopf. Snow hielt nichts von solch oberflächlichen Bewertungskriterien und es hatte sich gezeigt, dass viele der Neuankömmlinge durchaus achtbare Talente besaßen. „Ich bin noch nicht mit allen Aufzeichnungen durch, aber ich werde Sie informieren, wenn ich es weiß", antwortete Blueface und hielt den Blick gesenkt.

Das war nicht die Antwort, die Bonewhite sich gewünscht hatte. Knurrend verschaffte er sich einen Überblick über das Labor. Dann wandte er sich erneut an den verschüchterten Cleverman: „Du sollst Talent für Computer und Dechiffrierung besitzen. Kannst du auch die Sprache der Lanteaner lesen, ohne sie erst über ein Datenpad laufen zu lassen?"

„Ja, Sir."

Wenigstens etwas. Viele der Wraith, die erst nach dem Krieg geschlüpft waren, lernten diese Sprache gar nicht mehr. Lightning stand mit seiner Meinung, dass es kaum noch Sinn hatte, sich mit den Lanteanern und ihren Hinterlassenschaften zu beschäftigen, ganz und gar nicht allein da. In der Tat war mittlerweile die Mehrheit der Wraith zu dieser Auffassung gekommen, nach dem, was man so hörte. „Gut. Ich erwarte in zwanzig Stunden deine Meldung." Damit verließ Bonewhite das Labor und begab sich zurück auf die Brücke, wo nur eine Drohne Wache hielt. Zumindest hatte Guide ihm nicht befohlen, Blueface zu begleiten, damit er dem Cleverman vorlesen und übersetzen konnte, wie er schon befürchtet hatte.

Die nächsten Stunden verbrachte er damit, die Logbücher zu lesen. Viel Neues gab es nicht. Ein Kreuzer, der unter dem Schutz von Bloodrose stand, war über Sheras von einigen Darts der Dreamer-Allianz angegriffen worden. Man hatte sich geeinigt, sonst war es in der Wraithgemeinde friedlich geblieben. Guide war einen Großteil seiner Wache unterwegs gewesen, weswegen die meisten Eintragungen von Ease stammten, was Bonewhite nicht besonders überraschte. Guide hatte es noch nie lang an einem Ort ausgehalten. Ein Hive im Winterschlaf, gelandet und verankert auf der Oberfläche eines Planeten, kam für den Commander wohl einem Schreckensszenario gleich. Bonewhite seufzte und wartete auf seine Ablösung. Als schließlich ein junger Blade namens Fog die Brücke betrat, übergab er ihm das Kommando und streifte eine Weile ziellos durch den Hive. An einer der Luftschleusen hielt er inne. Vielleicht würden die Kopfschmerzen ja vergehen, wenn er etwas frische Luft bekam.

Müde lächelnd stellte er fest, dass auf dem Planeten gerade Nacht war – eine sternenklare Nacht. Die Luft war warm und von den Geräuschen und Gerüchen der Tiere und Pflanzen um ihn herum erfüllt. Er ging einige hundert Meter einen Abhang hinauf und drehte sich schließlich um. Der Hive war gut getarnt. Büsche und junge Bäume hatten sich auf der Oberfläche des Schiffes angesiedelt, sogar ein paar nachtaktive Tiere konnte er erkennen, die in der Dunkelheit auf Futtersuche waren. Er fragte sich, ob diese Tiere genau so gut in der Nacht zu sehen vermochten wie die Wraith. Vielleicht sogar besser?

Er atmete tief durch und schaute nach oben – der Ring des Planeten, der aus zahllosen Eispartikeln und Sternenstaub bestand, war deutlich im reflektierten Licht der drei Monde zu erkennen. Ein wirklich wunderschöner Anblick, den man auf diesem Planeten eher selten genießen konnte. Die meiste Zeit regnete es hier, Tiere und Pflanzen hatten sich angepasst, aber für die Ansiedlung einer menschlichen Herde waren die Bedingungen ungünstig.

Seine Kopfschmerzen besserten sich nach einer Weile tatsächlich und er kehrte zum Hive zurück. Winterschlaf zu halten war keine erholsame Angelegenheit. Er fühlte sich müde, obwohl er kaum zwölf Stunden auf den Beinen gewesen war und sollte zumindest versuchen, etwas richtigen Schlaf zu bekommen. Aber nicht, ohne vorher nach Snow zu schauen.

Seine Königin war in der Schlafkapsel in ihren Gemächern unmittelbar hinter dem Thronsaal. Bonewhite trat so nah an die Kapsel heran, dass er beide Hände auf die Membran legen konnte. Auch wenn sie keine Lebenszeichen aussendete, so war doch die Kühle und Klarheit ihres Verstandes allgegenwärtig im Hive. Er schloss die Augen und fühlte tiefer – hier in ihrer unmittelbaren Nähe glaubte er sogar, ihr Lachen spüren zu können. Snow war ihm von Beginn an wesentlich herzlicher vorgekommen als ihre Mutter, für die sie sich ausgab. Ein schrecklicher Unfall hatte sie damals ihrer alten Königin beraubt, genau zu einem Zeitpunkt, als es sich der Hive unter gar keinen Umständen leisten konnte, von einer anderen Königin annektiert zu werden. Es war Guide gewesen, der den Lords der Zenana vorgeschlagen hatte, die Tochter der Toten an ihrer Stelle einzusetzen. Der Betrug war geglückt und seitdem regierte sie die jüngere Snow, die ihrer Mutter wirklich zum Verwechseln ähnlich sah.

Aber auch Guide's Erbe war deutlich zu spüren, zumindest für diejenigen, die den direkten Vergleich machen konnten. Jede Königin übte auf männliche Wraith eine starke Anziehungskraft aus, aber Bonewhite fühlte sich von jeher der Tochter näher als der Mutter, die ihn damals auf Guide's Bitten hin in die Zenana aufgenommen hatte. Zum Schutz vor einer anderen Königin, aber ohne die sonst üblichen Privilegien. Es hatte einige Jahrzehnte gedauert, bis die jüngere Snow diese Privilegien überhaupt jemandem zukommen ließ. Und es war kein Wunder, dass Ease zu den Ersten gezählt hatte.

So sehr sich Bonewhite auch gegen die Erkenntnis sträubte: Ease aus der Moonstone-Linie war… hübsch. Er schüttelte sich. Er mochte seinen Nachfolger als Ersten Wachoffizier nicht sonderlich, aber er empfand ihn auch nicht als Rivalen. Warum auch? Ease war nicht sonderlich ehrgeizig und Intrigen lagen ihm fern, er gehörte zu Guide's Freunden in der Zenana und so etwas wie Eifersucht kannten die Wraith nicht. Jeder Hive hatte nur eine Königin, wenn überhaupt. Nach dem Krieg hatte es viele Hives ohne Königin gegeben und es war zwingend notwendig, dass Nachkommen, männliche wie weibliche, schlüpften, beziehungsweise geboren wurden. Bonewhite konnte nur erahnen, wie stolz Guide gewesen sein musste, als seine, die ältere Snow mit ihrer gemeinsamen Tochter trächtig wurde. Trotzdem war es unwichtig, wer die biologischen Väter waren – zumindest in der Theorie.

Bonewhite entstammte der Wind-Linie. Nichts, worauf man stolz sein konnte oder sich schämen musste. Wind hatte hunderte, wenn nicht sogar tausende von Nachkommen. Aber sie war auch eine schwache Königin, die sich zumeist aus der Politik heraushielt. Ihre Nachkommen galten als gute Clevermen und bodenständige Blades. Bonewhite und sein Bruder Fever waren als Jünglinge auf Snow's Hive gebracht worden, ein normaler Austausch zur Blutauffrischung. Wohingegen Fever recht schnell eine Karriere als Cleverman unter dem Schutz von Guide gemacht hatte, hatte Bonewhite es sich schwerer gemacht. Wesentlich schwerer. Letztendlich war er nur durch Guide's Hilfe vorangekommen. Heute war man sich der Vorzüge seiner stillen, eher verschlossenen Art allgemein bewusst. Bonewhite konzentrierte sich auf das Wesentliche, duldete keine Fehler – weder bei seinen Untergebenen noch bei sich – und entledigte sich Versagern und Verrätern kurz entschlossen und permanent. Trotzdem würde er wohl nie zu denjenigen gehören, die Snow für mehr als nur einen Ratschlag zu sich rief.

Er zog seine Hände zurück und biss sich auf die Lippen. Die Gegenwart war schon unerfreulich genug, sich jetzt auch noch zusätzlich zu deprimieren führte zu nichts. Außerdem waren seine Kopfschmerzen zurückgekehrt. Er sollte etwas Wasser trinken und versuchen, zu schlafen. Müde und desillusioniert betrat er den Wohnbereich der Zenana und suchte sein Quartier auf – doch vor seiner Tür warte jemand, den er nicht erwartet hatte. „Was tust DU denn hier?", rief er aus und zerrte den Besucher eilig in sein Quartier.


weiter: Kapitel 2
Schlusswort:

A/N: Sorry für die vielen Erklärungen, „Action" kommt später dran *g*

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