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Während ihr schlieft (2) von silverbullet27

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Kapitel 5

Er war noch nie im Thronsaal der Königin gewesen, geschweige denn, in ihren privaten Gemächern, die von dort abgingen. Dementsprechend neugierig schaute Blueface sich um: es herrschte eine angenehme Dunkelheit, pulsierendes rotes und kühles blaues Licht erleuchteten die wenigen Einrichtungsgegenstände spärlich aber ausreichend. Die Winterschlafkapsel ihrer Herrscherin glühte orange von innen heraus und schemenhaft waren ihre Umrisse durch die Membranen zu erkennen. „Mach dich an die Arbeit...", wies Bonewhite ihn flüsternd an und der Cleverman suchte nach einem Zugang zu den Versorgungsleitungen. Er wurde fündig, bekam den faustgroßen Konverter aber nicht richtig zu fassen und knurrte einige Flüche und duckte sich – doch der Offizier hatte anscheinend nichts mitbekommen.

Mit fast verträumtem Gesichtsausdruck lauschte Bonewhite ins Innere der Kapsel, beide Hände auf die Membranen gelegt. Natürlich, die Lords der Zenana hatten eine ganz besondere Verbindung zu ihrer Königin. Auch Blueface spürte ihre Anziehungskraft, obwohl sie in fast totenähnlichem Schlaf lag, wie musste es dann wohl erst für Bonewhite sein? Der Cleverman fasste noch einmal nach und zerrte schließlich den Konverter hervor. „Nur geringe Spuren, aber ich lasse mir gerade ein neues Gerät und das Mittel bringen", meinte er und schaute auf.

„Gut", entgegnete Bonewhite flüsternd, „und wenn du noch einmal hier in diesen Räumen fluchst, wird es das Letzte sein, das du je sagst!"

Blueface schluckte hart und war dankbar, als der Techniker mit dem neuen Konverter eintraf. Er träufelte einige Tropfen des Fungizids auf den integrierten Filter und kroch wieder unter die Kapsel der Königin, um das Gerät einzusetzen. Als er fertig war, verschloss er den Zugang und stand auf. „Jetzt zur Zenana?", fragte er leise und ließ sich von dem Techniker zwei weitere Geräte geben, bevor er ihn wieder wegschickte.

Der Offizier nickte und löste sich zögernd von dem Anblick der Kapsel. Mit forschem Schritt ging er voraus und wies den Weg. Die Wabenkapseln der Lords waren in zwei Abteilungen aufgeteilt. Blueface fiel auf, dass nur wenige belegt waren, kaum mehr als ein halbes Dutzend. Als hätte er seine Gedanken gehört, meinte Bonewhite: „Vor dem Krieg waren einmal fast alle Kapseln belegt." Nach einer Weile, in der er den Cleverman bei der Arbeit beobachtete, fragte er: „Was ist mit denen, die schon wach sind?"

„Die Rezeptur muss verändert werden, um das Mittel direkt spritzen zu können. Es arbeitet schon jemand daran", antwortete Blueface und schloss seine Arbeit ab. „Ich melde mich, sobald…" Ein Piepsen unterbrach ihn und er zog ein kleines Datenpad aus der Hose und schaute die Anzeigen an. „Der ganze Rumpf ist betroffen, auch die meisten der Drohnenkapseln und die Schiffsmitte. Das könnte eine Weile dauern, Sir… außerdem haben wir noch nicht genug von dem Wirkstoff."

Die nächsten Tage schwirrten unzählige Clevermen durch den Hive und die Vorräte begannen zu schrumpfen. Für die normale Wachmannschaft hätten sie noch Monate vorgehalten, aber da so ziemlich jeder Techniker und Anwärter geweckt worden war, wurde es langsam knapp. Bonewhite ordnete ein Ausdünnen auf Tempes, ihres ergiebigsten Weidegrund, an und begann sich zu fragen, wie lang er wohl noch an jeder Ecke über einen Cleverman stolpern musste, bis die Arbeiten abgeschlossen wären. Vielleicht sollte er Guide wecken? Ungeduldig ging er auf der Brücke auf und ab. Alle vier Stunden bekam er den Status übermittelt, allerdings war er mit den Fortschritten nicht zufrieden. Auch war der Wirkstoff zur Behandlung der Erwachten noch nicht fertig und seine stechenden Kopfschmerzen waren zu einem ständigen, unliebsamen Begleiter geworden. ‚Blueface, wo bist du?', fragte er schließlich gereizt.

‚In der vierten Sektion hinter dem Hangar, achtes Deck, Sir', antwortete der Cleverman fast augenblicklich.

‚Wir sollten reden, rühr dich nicht vom Fleck!', wies Bonewhite ihn an und machte sich auf den Weg. Als er in der angegebenen Sektion ankam, dachte er zunächst, doppelt zu sehen: dort standen zwei Blueface! Als er näher trat, fielen ihm jedoch die Unterschiede auf: beide waren klein und trugen ihre Zöpfe wie der derzeit ranghöchste Cleverman, aber unter dem ganzen Schleim war keiner von ihnen derjenige, den er suchte. „Blueface?", rief er.

„Hier…", klang es dumpf hinter einer Wand hervor.

Ich werde mich jetzt nicht mit einer Wand unterhalten! „Komm da raus, ich verlange ein paar Erklärungen von dir!", fauchte Bonewhite und wartete ungeduldig, bis der Cleverman einige Meter von ihm entfernt aus einem Zugang kletterte.

„Commander?", fragte der Cleverman und schüttelte Unmengen von hellviolettem Glibber ab.

„Wie lang dauert das hier noch?", fuhr ihn der Offizier an und Blueface zuckte zusammen, bevor er verschüchtert antwortete: „Noch ein oder zwei Tage, Sir…"

„Ich frage nur, weil ich ernsthaft am Überlegen bin, ob ich den nächsten Ernteflug wieder auf einem unserer noch nicht aufgeforsteten Weidegründe anordnen oder gleich zum Wildern in fremdes Gebiet schicken sollte!", knurrte Bonewhite mit gefletschten Zähnen. „Deine Clevermen leeren die Nahrungskapseln schneller, als ich sie füllen lassen kann, ist dir das eigentlich bewusst?"

Blueface machte sich noch kleiner und schaute schuldbewusst zu ihm hinauf. „Das ist, weil der infizierte Schleim eine Säure enthält, die uns die Haut auflöst, Sir…"

„Dann fasse ich mal zusammen: das Schiff ist weitläufig von einem Pilz befallen, der Gift und Säure produziert und du bist immer noch der Meinung, es wäre nicht nötig, den Notstand auszurufen, obwohl es bisher kaum Fortschritte gibt, der halbe Technikstab dafür aber mehr Nahrung verbraucht, als der gesamte Hive in Wachphasen." Schiere Mordlust blitzte in Bonewhite's Augen auf. „Das trifft es doch, oder?"

„Ja, Sir…", gab der Cleverman kleinlaut zu. „Aber wir haben schon Fortschritte gemacht, Sir. Und die vielen Toten sind auch von Vorteil…"

„Von Vorteil?", fragte Bonewhite fassungslos.

„Ja, Sir…" Blueface riss sich zusammen und straffte sich. „Dadurch erhält das Schiff mehr Nährstoffe und die Heilung geht schneller vonstatten! Vor wenigen Stunden noch war dieser Bereich hier schwer betroffen, aber es tut sich etwas!" Damit hielt er eine Hand voll Schleim hoch und erklärte: „Violett ist normal, gelb ist infiziert. Es ist noch nicht überstanden, aber wie gesagt, in ein oder zwei Tagen…"

„Wenn sich schon so viel getan hat, dann brauchst du ja sicher nicht mehr alle deine Helfer!", fauchte Bonewhite. „Ich will, dass bis morgen alle Überzähligen zurück in ihren Kapseln sind!" Damit wandte er sich zum Gehen.

„Sir!", rief Blueface und rannte ihm hinterher, „Das Medikament für die Betroffenen ist fertig!" Beinahe wäre er in den Offizier hineingerannt, der unvermittelt stehen geblieben war und sich mit ausdrucksloser Miene zu ihm umdrehte. „Ich wollte noch einen Test an einer Drohne machen, wegen der Nebenwirkungen, Sir, dann wollte ich zu Ihnen kommen um…"

Bonewhite unterbrach ihn mit einer Geste und setzte sich wieder in Bewegung. „Und diese hier schickst du sofort in die Kapseln! Die verwirren mich!", meinte er im Gehen und deutete auf die beiden Techniker, die er zunächst mit Blueface verwechselt hatte.

Am Abend suchte Blueface ihn in seinem Quartier auf. Bonewhite hatte dem Cleverman mitgeteilt, dass er sich ausnahmsweise unbehelligt in der Zenana aufhalten durfte. Skeptisch betrachtete er die Instrumente, die Blueface auf seinem Tisch ausbreitete. „Und du weißt auch, was du tust?", fragte er misstrauisch und zog seinen Mantel aus.

„Ich habe in der Biochemie angefangen, Sir", antwortete der Cleverman und schüttelte einen Infusionsbeutel, in den er etwas Fungizid gespritzt hatte, um die Flüssigkeiten zu mischen. „Aber irgendwann war ich es Leid, ständig in irgendwelchen Versorgungsschächten herum zu klettern." Er bedeutete dem Offizier sich zu setzen und bereitete die Nadel vor. „Es ist von Vorteil, wenn man dazu möglichst klein ist, aber man kommt anderweitig nicht voran. Das Hemd bitte auch."

Immer noch nicht vollständig überzeugt, folgte Bonewhite jedoch den Anweisungen und runzelte die Stirn, als Blueface seinen Oberkörper absuchte, bis er sich für eine Ader auf der Brust entschied und den Zugang legte. Den Infusionsbeutel hängte er mit einem Haken an die Wand über dem Offizier und sammelte anschließend die anderen Instrumente zusammen. „Es kann bis zu vier Stunden dauern, bis der Beutel leer ist, Sir. Soll ich so lang hier warten?"

Bonewhite verzog verärgert die Mundwinkel, bedeutete ihm jedoch, sich zu setzen. „Du sagtest etwas von Nebenwirkungen?"

Blueface nickte. „Nichts Schlimmes, Sir. Benommenheit, Schwindel, vielleicht werden Sie etwas schläfrig." Er behielt wohlweislich für sich, dass die erste Testdrohne nach acht Stunden immer noch bewusstlos war.

„Müde bin ich sowieso, das wird keinen großen Unterschied machen", meinte Bonewhite und spürte, wie sich die kalte Flüssigkeit in seinem Körper langsam ausbreitete.

Eine Weile schwiegen sie, dann fragte Blueface vorsichtig: „Sir? Wie ist unsere Königin so?"

Stirn runzelnd fragte Bonewhite im Gegenzug: „Wie meinst du das?"

„Ich frage nur. Ich bin ihr noch nie begegnet, bis vor ein paar Tagen, als… Sie wissen schon." Der Cleverman hielt den Blick respektvoll gesenkt, aber seine Neugierde war deutlich zu spüren. Als er keine Antwort bekam, platzte er heraus: „Es fühlte sich so kühl an!"

Langsam verspürte Bonewhite etwas Schwindel. „Das ist sie nicht. Nicht so, wie du vielleicht denkst." Sie ist großartig, dachte er und schloss für einen Moment die Augen. „Bist du jemals Stormeye begegnet?", fragte er und öffnete die Augen wieder, weil ihm zu schwindelig wurde. Als der Cleverman ihn nur fragend anschaute, fügte er hinzu: „Du stammst doch von ihrem Hive… ich erkenne die Tätowierung."

Blueface fasste sich ans Kinn und berührte kurz die Zeichen, die man ihm schon als Jüngling gegeben hatte. „Nein, ich bin weder ihr noch der neuen Königin je…"

„Stormeye hat meinen Bruder getötet!", fauchte Bonewhite, bevor er das Bewusstsein verlor und vom Stuhl rutschte.

Mist! Ich dachte wirklich, das hätten wir in den Griff bekommen! dachte Blueface und kratzte sich am Kopf.


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