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Während ihr schlieft (2) von silverbullet27

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Kapitel 6

Als Bonewhite etliche Stunden später aufwachte, verspürte er das erste Mal seit Wochen keinerlei Kopfschmerzen. Eigentlich fühlte er sich insgesamt besser, als überhaupt nach seinem letzten Erwachen aus dem Winterschlaf. Allerdings konnte er sich nicht daran erinnern, wie er in seine Schlafecke gekommen war. Und wieso er mit gleich drei Decken zugedeckt war. Er setzte sich auf und schaute sich um: auf seinem Tisch lagen noch die Instrumente, die Blueface am Abend vorher mitgebracht hatte. Der Cleverman selbst lag zusammengerollt wie ein Schlüpfling direkt vor dem Alkoven, in dem sich seine Schlafstätte befand.

Mit höchst gemischten Gefühlen betrachtete er den Schlafenden. Der Drang, dem kleinen Cleverman ins Genick zu treten und dem Ärgernis ein Ende zu bereiten wurde relativiert durch die Tatsache, dass dieser bei der Entdeckung und Behandlung der Pilzinfektion wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Sowohl bei ihm wie auch dem Schiff. Leicht schläfrig werden… komatös trifft es wohl eher, dachte Bonewhite und stieg über seinen „Übernachtungsgast" hinweg. Er kleidete sich an und warf zufällig einen Blick in den Spiegel, was er sonst meist zu vermeiden wusste. Es half alles nichts, sein Haar musste gekämmt werden, wollte er nicht irgendwann aussehen wie Deeper mit seinen wirren Haarkordeln.

Er seufzte und suchte nach dem Kamm, den er immer noch von Fever besaß. Traurig dachte er an seinen Bruder zurück und an die vielen unnötigen Streitereien, die sie miteinander hatten, jedes einzelne Mal, wenn Bonewhite sich wieder einmal nicht hatte kämmen lassen wollen. Und das wollte er eigentlich nie. Dutzende Generationen von jungen Anwärtern, die ihm als Hilfe zur Seite gestellt worden waren, hatte er im Laufe der Jahrtausende deswegen schwer traumatisiert – nur Guide hatte wohl noch mehr junge Gemüter auf dem Gewissen. Ein trockenes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an den Commander dachte.

Habe ich gestern Blueface tatsächlich gesagt, dass seine ehemalige Königin und Mutter meinen Bruder getötet hat?, fragte er sich urplötzlich und schaute zu dem schwarzen Bündel hinüber, das sich immer noch nicht geregt hatte. Eilig kämmte er sich zu Ende und hatte sein Quartier schon fast verlassen, als er noch einmal umdrehte und Blueface mit einem Fauchen weckte: „Aufstehen! Du hast Arbeit vor dir!"

Der Cleverman fuhr ruckartig aus dem Schlaf und sah nur noch einen wehenden Ledermantel, der durch die Tür verschwand. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er sich um und realisierte, wo er sich überhaupt befand. Erleichtert seufzend setzte er sich auf und schüttelte den Kopf – er war froh, dass er noch einen besaß. Dieser letzte Schnitzer hätte auch durchaus sein Ende besiegeln können. Was nicht hieß, dass Bonewhite ihn nicht später für alles büßen lassen würde, der Blade war nicht dafür bekannt, großartig zu verzeihen.

Hastig sammelte Blueface seine Utensilien zusammen und huschte aus der Zenana, ohne einer Patrouille zu begegnen. Auf dem Weg zu seinem Labor erfragte er bei den anderen Clevermen den Status und hoffte, dass der kommandierende Offizier zufrieden sein würde mit den Entwicklungen. Er selbst hatte sich für die nächste Zeit einige andere Dinge vorgenommen zu erledigen.

Es sollte fünf weitere Tage dauern, bis die beiden Hauptverantwortlichen des Hives wieder aufeinander trafen. Blueface suchte Bonewhite in der taktischen Zentrale auf, wo dieser eingehend eine Sternenkartenprojektion studierte. Der Cleverman stellte sich respektvoll abseits und wartete darauf, angesprochen zu werden. Nach einer Weile sagte Bonewhite: „Man sollte meinen, es gäbe auch noch andere Wege, seine Konflikte zu lösen, als gleich zwei Hives zu zerstören." Er wies auf einen blinkenden Punkt in der Projektion und Blueface trat näher heran, um die Anzeigen besser erkennen zu können. „Dreamer's Allianz wurde ziemlich aufgerieben bei ihrem letzten Versuch zu wildern." Der Blade schüttelte den Kopf und wandte sich dem Cleverman zu: „Haben wir vorrätig, um was wir gebeten wurden?"

„Ja, Sir", antwortete Blueface, „Ich habe bereits alles im Hangar bereitstellen lassen. Das Versorgungsschiff kann sofort nach Eintreffen beladen werden."

„Gut." Bonewhite war nicht wohl dabei, sich in die Angelegenheiten anderer Allianzen und Hives einzumischen, aber Bloodrose war von jeher eine Verbündete ihrer eigenen Königin und es gab klare Anweisungen für derartige Fälle. „Je schneller sie wieder verschwinden, desto besser." Er ließ die Projektion erlöschen und atmete tief durch. „Hast du ein Ziel ausgewählt für unsere nächste Mission?"

„Ja, Sir", meinte Blueface und überreichte dem Blade ein Datenpad, „Die Umweltbedingungen sind allerdings recht ungünstig. Anscheinend befindet sich der Zielplanet mitten in einer Eiszeit."

Bonewhite überflog mit ausdruckloser Miene die Anzeigen und gab das Pad zurück. Wieder ein besonders lauschiges Plätzchen, dachte er. „Deeper wird uns als Pilot begleiten. Vorausgesetzt, du hast nichts gegen einen Flug im Datenspeicher eines Darts einzuwenden."

„Nein, Sir." Einzuwenden hätte Blueface jede Menge gehabt, einschließlich der Tatsache, dass er noch nie zuvor auf diese Art gereist war, aber das behielt er sicherheitshalber für sich. Mit der Fähre wären sie Wochen im Hyperraum unterwegs gewesen, um zu ihrem Ziel zu gelangen, mit einem Dart durch den Sternenring nur wenige Sekunden.

„Das Versorgungsschiff wird in zwölf Stunden erwartet. Wir werden sofort aufbrechen, wenn die Übergabe der Ersatzteile vollzogen ist." Bonewhite rief eine andere Projektion auf und entließ den Cleverman mit einem Kopfnicken.

Auf dem Weg zu seinem Quartier stellte sich Blueface ernsthaft die Frage, ob es auf einem Eiszeitplaneten noch kühler werden konnte, als diese Unterhaltung gerade zuvor. Er wird mich umbringen. Ganz klar: am anderen Ende der Galaxie, weitab von jeder Wraith-Route, wo man meine Leiche niemals finden wird! Und ich habe ihm auch noch den idealen Ort dafür geliefert! Panik erfasste ihn und sobald er in seiner Unterkunft angekommen und die Tür geschlossen war, setzte er sich steif auf sein Bett und starrte ins Nichts. Es gab keine Angelegenheiten, die er noch zu regeln hätte. Seine wenigen Freunde befanden sich im Winterschlaf, alle anderen Forschungsprojekte als das aktuelle für den Commander waren abgeschlossen, sein Quartier ordentlich – nein, er konnte auch genauso gut still hier sitzen und auf den Tod warten.

Eine seiner Fragen beantwortete sich schon Bruchteile von Sekunden, nachdem sie wieder materialisiert wurden: nichts war kälter als ein Planet in der Eiszeit. Deeper flog noch eine Kehrtwende, bevor er den Dart neben seinen Passagieren landete. Er hatte sie genau an den angegebenen Koordinaten abgesetzt, auch wenn er nichts hatte erkennen können, was sich von den umgebenden Schneeverwehungen unterschieden hätte. Blueface hatte Mühe, den Scanner mit den dicken Handschuhen zu bedienen und zog sie nach einigen Versuchen aus, was er sogleich bereute.

„Nun?", fragte Bonewhite ruhig und schaute sich um. Nichts bis auf Schnee und Eis. Wenigstens schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel und der Wind hielt sich in Grenzen. Trotzdem schnitt die kalte Luft in die Haut. Die dicken Wintermäntel, die auch die drei Drohnen trugen, hielten die Kälte größtenteils ab, aber er wollte nicht eine Sekunde länger als notwendig auf diesem Eisball verbringen.

„Den Anzeigen nach befindet sich die Forschungsstation gut achthundert Schritt unter uns", antwortete Blueface und zog seine Handschuhe wieder über.

„Irgendwelche überirdischen Zugänge?"

„Nein, Sir. Die gesamte Station lag einmal überirdisch. Vor siebentausend Jahren", sagte Blueface und verzweifelte innerlich.

Bonewhite nickte. „Deeper?"

„Ja, Sir! Bin schon unterwegs", meinte der Pilot und bestieg wieder den Dart.

Jetzt ist es so weit! Sie werden wegfliegen und mich hier zurücklassen! Eine erneute Welle von Panik erfasste Blueface und er hatte Mühe, nicht auf die Knie zu fallen und um sein Leben zu betteln. Das war nicht die Art der Wraith, aber war schon öfter vorgekommen, erzählte man sich. Vielleicht auch nur zur Abschreckung, aber Blueface hatte das nie wirklich als abschreckend empfunden – eher als vielleicht lebensnotwendige logische Entscheidung, je nach Situation. Wie dem auch war, er wollte ehrenvoll abtreten. Trotzig reckte er das Kinn und schaute dem Blade und den Drohnen hinterher, die sich langsam von ihm entfernten.

„Wenn du nicht vorzeitig enden möchtest, solltest du mich begleiten! Deeper wird gleich das Areal freischießen…", rief Bonewhite über die Schulter hinweg und ging weiter. Als der Cleverman ihn eingeholt hatte, meinte er: „Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass wir die nächsten Tage dabei zuschauen, wie sich die Drohnen durch den Schnee schaufeln…"

„Nein, Sir", stammelte Blueface. Daran hatte er wirklich nicht gedacht.

Nach mehreren Anflügen und gut gezielten Laser-Schüssen lag ein Großteil der Lanteaner-Einrichtung frei und die Drohnen erledigten den Rest, um ein Tor vom Eis zu befreien. Trotz Seilsicherung war der Abstieg relativ schwierig, aber Blueface schaffte es, auf den Beinen zu bleiben und keine unnötige Rutschpartie zu unternehmen. Eine weitere Demütigung hätte sein eh schon angeknackster Stolz derzeit nicht ertragen.

Das Tor zu überwinden stellte keinerlei Schwierigkeit dar, was den Cleverman ehrlich überraschte und gleichzeitig enttäuschte. Es gab keine Gen-Sicherung und das hieß, diese Station stammte aus einer Zeit lange vor dem Krieg der Wraith gegen die Lanteaner – oder war so derart unwichtig, dass es den Lanteanern nicht nötig erschien, sie zu schützen.

Eilig brachte er die Grundsysteme zum Laufen und nach kurzer Zeit herrschten Plustemperaturen in der Kontrollzentrale, in die sie sich begeben hatten. Zu je mehr Daten er Zugang bekam, desto frustrierter wurde Blueface, was den anderen nicht entging. Deeper schnaubte nur verächtlich und sah sich um. Bonewhite fragte nach einer Weile: „Eine Wetterstation?"

„Langzeit – Klimaforschung. Noch älter, als der Commander vermutet hatte. Wahrscheinlich sieben- oder achthundert Jahre vor dem ersten Aufeinandertreffen unserer Völker aufgegeben worden, Sir." Blueface knurrte leise und fügte hinzu: „Keine Hinweise darauf, dass Janus je hier gewesen ist. Soll ich die Daten trotzdem herunter laden?"

„Ja." Geben wir dem alten Mann möglichst viele Informationen, mit denen er sich die nächsten Jahrzehnte beschäftigen kann. Vielleicht schickt er mich dann zukünftig nicht mehr auf so sinnlose Missionen, dachte Bonewhite und fletschte die Zähne. „Was für Ziele stehen als nächstes auf der Liste? Stinkende Sümpfe? Erbebengebiete, tätige Vulkane?"

„Ja, Sir."

„Was davon?"

„Alles drei, Sir."

Grundgütiger!


weiter: Kapitel 7

Schlusswort:

A/N: SGU gucken und Mittwochschat halten vom Schreiben ab, so viel ist gewiss. Darum mal wieder ein Nacht-Update, solang ich dafür noch Zeit habe - die Urlaubszeit läuft unweigerlich ab.

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