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Dépendances variables (3) von silverbullet27

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Kapitel 2

Am nächsten Morgen hätte er beinahe vergessen, bei Fever vorbeizuschauen. Der junge Cleverman war gerade dabei, sich anzukleiden, als Guide eintrat.

„Sir?", fragte er und zog seinen Mantel über.

„Ich brauche deine Mithilfe bei einem Experiment", sagte Guide und schaute sich um. Ein ähnliches Quartier hatte er früher auch bewohnt: kaum acht Schritt in Länge und Breite, eine Schlafecke in einem kleinen Alkoven, Tisch, zwei Stühle, einige Verschläge in den Wänden. Kein Vergleich zu einer Unterkunft in der Zenana, aber ausreichend. Er legte den Kopf schräg und meinte: „Ich hatte diese Quartiere größer in Erinnerung."

„Es gibt auch größere, aber mir genügt dieses", sagte Fever und räumte hastig einige private Dinge weg, bevor der andere sie genauer erkennen konnte.

Guide brummte nur neutral und wartete, bis Fever fertig war, sich und seine Unterkunft zu sortieren. Ungewöhnlich schweigsam folgte der junge Cleverman ihm ins Labor und ließ sich in die Aufgaben einweisen. Nach einer Weile, als die Simulationen zur Verbesserung der Nahrungskapseln liefen, stellte Guide fest: „Du bist so still."

„Es ist nichts", entgegnete Fever, doch die Gefühle, die in ihm aufwallten, straften seine Worte Lügen. Der junge Cleverman presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich auf die Anzeigen.

‚Streit?', fragte Guide privater und beobachtete mit Sorge einige Datenabweichungen.

‚Nein', antwortete Fever und Guide schwieg. Dann platzte es aus dem Jüngeren heraus: ‚Wie kann man nur so nachtragend sein!'

Guide runzelte die Stirn. ‚Also doch Streit.'

‚Nein, nicht mehr. Dachte ich. Und dann meinte er heute Morgen, ich solle ihn die nächste Zeit in Ruhe lassen!' Wütend fegte Fever einen Scanner vom Tisch und fauchte die erschrockenen Techniker an, die um sie herum arbeiteten.

‚Dein Bruder ist nachtragend, das weiß jeder, der schon einmal mit ihm zu tun hatte', meinte Guide. Bonewhite fragte ihn jedes Mal, ob mit Regen zu rechnen sei, wenn er ihn und sein Schwadron für eine Mission anforderte – auch noch Jahre, nachdem sie einmal bei einem Einsatz bis auf die Knochen durchnässt worden waren.

‚Ich hatte ihn nur gefragt, ob wir unsere Verabredung heute nachholen könnten und dann das!' Fever knurrte wütend, ließ aber die Anzeigen nicht aus den Augen. ‚Hier stimmt etwas nicht.'

„Ja, ich sehe es", sagte Guide und kam um die Konsole herum, um Fever's Anzeigen in Augenschein zu nehmen. „Ich habe ähnliche Abweichungen."

„Also liegt es nicht an den Männchen", meinte Fever, der den gleichen Test mit den Vorgaben von menschlichen Männern hatte laufen lassen, wie Guide mit deren Weibchen.

„Nein. Nur bei den noch nicht Ausgereiften gibt es nicht so gravierende Ausschläge…", stellte Guide fest und fügte hinzu: „Aber auch da… hm."

Bisher war es nur möglich, ihre Nahrung für einige Monate auf Vorrat zu speichern. Aber Guide war zu der Überzeugung gekommen, dass es von Vorteil sein würde, die Ernte auch über Jahre konservieren zu können. Die Lanteaner besaßen eine Technik, wie sie sich selbst am Leben erhalten konnten, das war den Wraith bekannt. Leider war das einzige Gerät, das ihnen für ihre Forschungen zur Verfügung stand, bei dem Absturz des Schiffes, aus dem sie es geborgen hatten, beschädigt worden. Es gab grundsätzliche Unterschiede zu den Winterschlafkapseln der Wraith, besonders bei der Ernährung während der inaktiven Phase der lebenden Objekte.

„Also noch einmal zurück zum Anfang", knurrte Guide und brach die Simulation ab.

Fever sah das als Zeichen, dass er entlassen war und sich um seine eigenen Arbeiten kümmern konnte, doch Guide drückte ihn zurück auf den Hocker. „Bleib hier, du wirst später die Berechnungen für mich anstellen. Zunächst aber: was unterscheidet Menschen von uns Wraith?"

Der junge Cleverman zuckte mit den Schultern und meinte frei heraus: „Dass sie unser Futter sind?"

Guide warf ihm einen missbilligenden Blick zu und Fever duckte sich unwillkürlich. „Menschen essen, wie wir es in unserer Jugend tun. Dafür bringen sie sogar selbst andere Tiere um", meinte er und setzte sich neben Fever auf einen weiteren Hocker. „Aber was tun sie dann?"

Ich bin Datenverarbeitungs- und Dechiffrierungsspezialist, kein Biologe, dachte Fever, ließ sich aber nichts anmerken. Manchen Cleverman half es, anderen ihre Forschungen zu erläutern und mit ihnen zusammen neue Lösungen zu finden. Guide hingegen duldete nur selten, dass jemand ihm Vorschläge machte, er hörte sich vor allem selbst zu. Im Grunde könnte er auch mit der Wand reden, dachte Fever und versuchte sich an der ausdruckslosen Miene, die sein Bruder so perfekt beherrschte.

„In ihren Siedlungen brennen ständig Feuer. Auch, wenn es sehr warm ist – also beheizen sie damit nicht nur ihre Unterkünfte", sinnierte Guide und ballte die Hände zu Fäusten, bevor er sie wieder streckte, nur, um sie erneut zu ballen. Eine nervöse Angewohnheit, die Fever schon oft aufgefallen war. „Vielleicht…" Er wendete sich der Konsole zu und rief einige Videoaufnahmen, die während der letzten Ernteflüge gemacht worden waren, auf. Darauf waren deutlich Feuerstellen auch außerhalb der primitiven Behausungen zu erkennen. Guide hielt das Bild an und zoomte auf eines dieser Feuer. „Was ist das da über den Flammen? An diesem Gestell?"

„Sieht aus wie eine Metallschale", antwortete Fever und kniff die Augen zusammen. Das Bild war undeutlich und verschwommen.

„Hm", brummte Guide und lehnte sich zurück. „Als ich selbst noch ein Blade war und auf Ernteflüge geschickt wurde, habe ich so etwas oft beobachtet, aber nichts damit anfangen können. Die Kadaver von kleineren Tieren hängen oft vor ihren Hütten, siehst du, wie hier." Er veränderte den Ausschnitt des Bildes und wies auf einige Vögel, die kopfüber von einer Querstrebe hingen.

Angewidert verzog Fever das Gesicht. Die Vorstellung, sich Leichen als Schmuck vor seinem Quartier aufzuhängen, ließ ihn erschauern. Er empfand Menschen in freier Wildbahn als höchst unhygienisch und bediente sich nur bei Exemplaren, die schon einige Zeit in den Vorratskapseln gesteckt hatten. Er konnte nicht verstehen, wie es Drohnen und Blades über sich brachten, freilaufende Menschen direkt vor Ort zu konsumieren. Fever bevorzugte eindeutig gereinigte und ruhig gestellte Nahrung, die nicht mehr als Wildtiere, die Menschen nun einmal waren, zu erkennen war. Wenigstens verzichtete Bonewhite darauf, ihm Geschichten über irgendwelche Jagden zu erzählen und was er dann mit seiner Beute anstellte. „Vielleicht müssen sie ihre Nahrung erst… verändern?", meinte Fever und wendete den Blick ab.

„Ja, dazu gab es schon einmal Untersuchungen…" Guide strich sich nachdenklich über den Bart. „Geh wieder an deine eigene Arbeit, ich rufe dich, sobald ich die Unterlagen gefunden habe."

Fever wollte schon sagen, dass Guide besser mit Darkseed, einem führenden Biologen, beraten wäre, schloss dann aber wieder den Mund und machte, dass er zu seinem eigenen Laborbereich kam. Wenn der ranghöchste Cleverman und Gefährte ihrer Königin beschlossen hatte, ausgerechnet ihn bei seinem Projekt dabeizuhaben, dann sollte dies wohl so sein. Auch wenn es Fever widerstrebte, sich ausgerechnet mit Menschen befassen zu müssen.

Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie Digger, ein alter Blade und ihr Erzieher in Jünglingstagen, ihn angefahren hatte, er könne sich schließlich nicht ewig von Früchten ernähren. Nach zwei vergeblichen Anläufen sich an einem Menschen zu nähren, hatte Bonewhite ihn begleiten dürfen. Die Nahrungsumstellung fiel keinem Wraith leicht, aber nur die wenigsten hatten damit solche Probleme wie Fever zunächst. Fast wahnsinnig vor Hunger brachte er es damals trotz allem nicht über sich, diesen schreienden und sich windenden Menschen in der Nahrungskapsel auch nur anzufassen.

Sein Bruder, der nur wenige Tage vor ihm geschlüpft war, war ihm hier um Längen voraus. Fever wollte schon fast wieder fliehen, als Bonewhite ihn aufhielt und den Menschen kurzerhand bewusstlos schlug. „Wenn sie schreien, sorg dafür, dass sie den Mund halten", hatte sein Bruder zu ihm gesagt und seine Hand auf die Brust des Menschen gedrückt, bis er sich letztendlich doch nährte. Wären sie nicht vorher schon unzertrennlich gewesen, spätestens in diesem Moment wären sie es geworden.

Fever schüttelte sich innerlich. Bis heute hatte er beizeiten Probleme, sich an frisch eingefangenen Menschen zu nähren. Nach einigen Tagen oder Wochen wurden sie ruhiger, dann fiel es ihm leichter. Bonewhite hatte damit nie derartige Probleme gehabt. Er sah die Dinge praktisch und tat, was getan werden musste. Fever als Theoretiker war zwar in der Lage, höchst komplexe Probleme in der Datenverarbeitung zu finden und knackte innerhalb kürzester Zeit fast jeden Code, aber in vielen Bereichen war er auf die praktische Hilfe seines Bruders angewiesen.

Und ausgerechnet dieser hatte im Moment kein Interesse daran, mit ihm zu kommunizieren. Es war nicht einmal mehr möglich, ihn im mentalen Netzwerk zu erspüren, so sehr hatte er sich bisher nur selten verschlossen gehabt. Fever schnaubte und verwarf die Berechnungen vom Vortag. Die ganze Arbeit umsonst und noch dazu einen Streit provoziert, dachte er und kaute auf seiner Unterlippe herum. Vielleicht tat ihm etwas Ablenkung durch Guide ganz gut. Auch wenn er Menschen weiterhin als ziemlich abstoßend empfand.


weiter: Kapitel 3

Schlusswort:

A/N: Nur um dem Vorwurf meine Wraith seien zu menschlich zuvorzukommen: Michael benahm sich als Mensch auch zunächst recht zivilisiert, bis ihm klar wurde, wie sehr er hintergangen worden war. Er suchte sogar Rat (und Trost) bei Teyla, die sich ihm ja als Freundin vorgestellt hatte. Als Wraith hatte er ursprünglich wohl auch enge Freunde (und Brüder), mit denen er ähnlich vertraut umging. Auch wenn sie insgesamt aggressiver sind (scheinen), leben sie in einer Jahrtausende alten Hochkultur mit einer weit fortgeschritteneren Technik als wir Menschen heutzutage auf der guten alten Erde. Wenn sie nur zweidimensionale, knurrende und fauchende Sadisten wären, hätten sie sich nie so weit entwickelt.

Okay, Fever ist eine Sissy. In „The Lost" (zweites Buch der Legacy-Reihe) steht: „They always said, clevermen were soft." Warum sollte also nicht ein schlauer, etwas affektgestörter aber auch zimperlicher Wraith existieren? Fever ist so jemand ;)

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