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Dépendances variables (3) von silverbullet27

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Kapitel 3

Fasziniert durchstöberte Guide die folgenden fünf Tage die Archive und wunderte sich, wie wenig die Wraith doch letztendlich über ihre Nahrungsquelle wussten. Viertausend Jahre Kulturgeschichte und so wenig Ahnung, dachte er und seufzte. Auch wenn er selbst schon seit langem als Cleverman diente, so hatte er doch als Blade begonnen und nie aufgehört, sich als einer zu fühlen. Irgendwann würde er wohl wieder zu den Militärs zurückkehren, wenn er seine Neugierde befriedigt hatte, hinter die Fassade von Dingen und Wesen zu schauen. Gut, diese Wissbegier würde ihn immer ausmachen und antreiben, aber er vermisste bei den Clevermen oft jenen Zusammenhalt, der bei den Blades so selbstverständlich und überlebenswichtig war. ‚Wanderer zwischen den Welten' hatte Snow ihn einmal genannt und gelacht. Als er noch ein einfacher Dart-Pilot war, nannten sie ihn ‚Observer', weil er bei ihren Einsätzen zunächst erst länger ihre Feinde oder Beute beobachtete, bevor er zuschlug. ‚Guide' nannten sie ihn später, als immer mehr seinem Beispiel folgten.

Ein neuerlicher Wutausbruch von Fever riss ihn aus seinen Gedanken. Der junge Cleverman ließ seine schlechte Laune gerade an einer Gruppe Techniker und Anwärter aus, die ihm nicht schnell genug arbeiteten. „Ich will keine Entschuldigungen hören, sondern die Daten! Mit Ausflüchten kann ich nicht arbeiten!", fauchte er und war drauf und dran, den leitenden Techniker seiner Abteilung zu erwürgen.

Guide erhob sich und begab sich ruhig und gelassen zu der Gruppe, als Fever sich wieder fasste und die Männer mit einem kehligen Knurren verscheuchte. ‚So werden sie auch nicht schneller fertig', meinte Guide und presste die Lippen zusammen.

‚Das weiß ich, Sir', entgegnete Fever und ballte die Fäuste, ‚aber vielleicht motiviert es sie, nicht unnötig zu trödeln!'

‚An was arbeitest du eigentlich gerade?', fragte Guide und beobachtete mit zunehmender Besorgnis, wie unruhig und unausgeglichen sein Schützling in den letzten Tagen geworden war – weit mehr, als sonst schon.

Fever seufzte und riss sich zusammen. ‚An einem Programm, das dazu dienen soll, den Subraumfunk der Lanteaner abzuhören. Der Commander hatte mich damit beauftragt. Und nun scheitert alles an der Inkompetenz dieser…'

‚Gut, wenn du eh noch warten musst, kannst du mir in der Zwischenzeit auch helfen', unterbrach ihn Guide und runzelte die Stirn. Er hatte nicht mehr darauf geachtet, welche Entwicklung der Streit zwischen den Brüdern genommen hatte, aber mit Sicherheit war es noch zu keiner Aussöhnung gekommen. Fever besaß ein überschäumendes Temperament, das trotzdem meist von Bonewhite mit einem einzigen Blick gezügelt werden konnte. Schlimmstenfalls durch kurzfristiges Ignorieren, aber bisher hatten ihre Meinungsverschiedenheiten noch nie so lang angedauert. Vielleicht hatte der Blade jetzt endgültig genug von seinem Bruder, was Guide gar nicht gefallen wollte.

Er zeigte Fever die Passagen aus den Datenbänken, die er für relevant hielt. „Die Menschen in unseren Vorratskapseln verhungern nach einer Weile, weil ihnen irgendetwas fehlt. Für ein paar Monate können sie diesen Mangel kompensieren, aber nicht ständig. Wir werden morgen einen kleinen Ausflug nach Tempes unternehmen und ich möchte, dass du deinen Bruder und sein Schwadron zum Schutz anforderst."

Fever schwieg zunächst, doch dann fragte er: „Wir, Sir?"

„Ja. Du, ich, Bonewhite und ein paar Drohnen – hast du damit irgendein Problem?", fragte Guide lauernd.

„Nein, Sir", antwortete Fever und senkte den Blick.

„Dann kannst du ja auch gleich zur Wachenabteilung gehen und alles vorbereiten", meinte Guide und funkelte seinen Günstling zornig an, bis dieser sich in Bewegung setzte.

Fever durchquerte den halben Hive zu Fuß, vermied die Transporter, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. Er hatte keine Ahnung, wie er sich seinem Bruder gegenüber verhalten sollte, nachdem dieser ihn so lang wie noch nie zuvor vollkommen ignoriert hatte. Die ersten zwei Tage war er noch wütend gewesen, danach besorgt, aber langsam empfand er echte Angst.

Er wusste genau, wie sich Bonewhite verhalten würde, wenn er jetzt zu den Wachen käme: Als wäre nie etwas gewesen und Fever nur einer von vielen Cleverman, die immer mal wieder Expeditionen unternahmen und eine Schwadron anforderten. Er hatte es einmal bei so einer Anforderung gewagt, seinen Bruder mental nach etwas Privatem zu fragen und eine ungeheure Abfuhr kassiert. Und damals waren sie gerade nicht zerstritten. Was würde erst geschehen, wenn er jetzt etwas anderes als das, was Guide ihm aufgetragen hatte, erwähnte? Könnte es Fever überhaupt gelingen, sich zurückzuhalten? Vielleicht sollte ich nur mit Firehead sprechen, dachte er und der Gedanke gefiel ihm immer besser, je länger er darüber nachdachte. Immerhin wandte sich Guide auch immer direkt an den Obersten Wachoffizier. Hoffentlich war dieser auch gerade im Dienst… es herrschte Tagzeit auf dem Hive, die Aussichten waren also günstig.

Firehead war tatsächlich im Dienst, allerdings gerade damit beschäftigt, Anwärter zu trainieren – eine höfliche Umschreibung für grausame Prügel, die junge Blades ohne große Nahkampferfahrung gar nicht parieren konnten. Clevermen noch weniger. Beeindruckt beobachtete Fever eine Weile das Geschehen in der Wachhalle, bis sich ein junger Offizier zu ihm gesellte, den man Ease nannte. „Kann ich dir vielleicht helfen?", fragte er und lächelte freundlich.

Fever mochte Ease. Er war ihm bisher selten begegnet, aber die offene und freundliche Art des Blades gefiel ihm. „Guide schickt mich. Er will morgen eine Expedition unternehmen und benötigt eine Schwadron. Bonewhite soll sie führen."

Erstaunt riss Ease die Augen auf. „Die Drohnen sollten kein Problem sein, aber Bonewhite wird sie auf keinen Fall anführen!"

Ungläubig starrte Fever den Blade an. „Und wieso das nicht?"

Ease senkte den Blick, dann räusperte er sich und fragte leise: „Du bist doch sein Bruder, oder?" Als Fever, dem ein kalter Schauer über den Rücken lief, nickte, fuhr Ease noch leiser fort: „Unterhaltet ihr euch auch gelegentlich? Ich meine, Bonewhite ist ja recht still, aber…"

„Komm zur Sache!", fauchte Fever ungeduldig.

„Dein Bruder ist seit fast sechs Tagen zusammen mit Hornet und einen Spezialkommando auf der Sharp Sword unterwegs zu einem Außenposten der Lanteaner, den sie in einem der Randgebiete errichtet haben. Ich hätte gedacht, dass er so etwas erwähnen würde." Ease lächelte entschuldigend, was Fever aber kaum wahrnahm.

Immer noch innerlich betäubt kehrte der Cleverman ins Labor zurück und berichtete Guide tonlos, dass er, wie aufgetragen, eine Schwadron angefordert hatte. Und dass sie von Ease begleitet werden würden. Dann setzte er sich wieder an seinen eigenen Arbeitsplatz und arbeitete an seinem Projekt weiter.

Guide runzelte die Stirn. Sein Schützling zeigte keinerlei Emotionen, war ruhig und beherrscht - genau das Gegenteil von dem, was er erwartet hatte. Ich muss Ease fragen, was da los ist, dachte er und nahm sich vor, den Pallax später aufzusuchen.

„Was soll ich dazu sagen? Bonewhite ist seit Tagen nicht mehr auf dem Hive und sein Bruder wusste nichts davon! Vielleicht solltest du besser mich aufklären?", meinte Ease am Abend zu seinem Besucher.

„Ein Missverständnis, mehr nicht", entgegnete Guide und wandte sich schon zum Gehen, als Ease ihm hinterher rief: „Seit wann übst du dich in Untertreibungen? Wenn du es mir nicht sagst, werde ich eben Fever selbst befragen!"

Wütend fuhr Guide herum und knurrte: „Davon würde ich dir abraten! Außerdem vergisst du anscheinend, wo du stehst, junger Pallax!"

Ease lachte nur auf. „Ah, nun wird er wütend, der Gefährte… Wenn mir Fever nicht so Leid getan hätte, würde euch morgen irgendjemand anderer begleiten. Ich dachte, gleich fällt er um vor Schreck. Ist mir sowieso ein Rätsel, wie dieses Gespann…"

„Ease, tu dir selbst einen Gefallen und halt den Mund!", fauchte Guide und trat direkt vor den Blade. „Wage es nicht einmal, einen von beiden je danach zu fragen!"

Schulter zuckend entgegnete Ease: „Sie werden sich wohl zerstritten haben, geschieht öfter. Aber ich lasse mir nicht von dir oder irgendwem anderen als unserer Königin vorschreiben, mit wem ich mich unterhalte." Katzenhaft lächelnd fügte er hinzu: „Ich mag Fever. Bonewhite auch, aber der zieht es ja vor, sich mit kaum jemandem anzufreunden. Außer natürlich mit dir."

Guide kniff die Augen zusammen und knurrte noch einmal drohend, bevor er ging und sein eigenes Quartier aufsuchte. Hatte dieser naseweise Blade ihn wirklich gerade eifersüchtig genannt? Vielleicht war Ease ja doch nicht so leichtfertig und oberflächlich, wie alle von ihm annahmen. Denn so sehr Guide sich bemühte, es war nicht von der Hand zu weisen, dass er seinen Schützlingen gegenüber recht Besitz ergreifend werden konnte.


weiter: Kapitel 4
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