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Happy Birthday von Astra

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Kapitel Bemerkung:
Anmerkungen: Diese Geschichte entstand aus einem englischen Drabble, das ich zu der Zahl „200“ geschrieben habe. Aber 100 Wörter waren mir zu kurz, um alles auszudrücken, was ich sagen wollte. Deshalb habe ich eine längere FF daraus gemacht.

Spoiler: 806 Affinität
Happy Birthday


”Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, lieber Teal’c, happy birthday to you!“

Sechs strahlende Kinder singen aus Leibeskräften. Es ist eine Ehre für sie, den großen Krieger zu treffen, den sie nur aus Erzählungen kennen. Sicherlich waren sie deswegen bereits seit Tagen aufgeregt.

Vor mir steht eine riesige Torte. Ich brauche die Kerzen nicht zu zählen, um zu wissen, dass es genau 200 sind. Eine für jedes Jahr meines langen Lebens. Ich werde die Hilfe der Kinder beim Auspusten brauchen, denn meine Lungen sind nach der langen Zeit auch nicht mehr die besten.

Auf meinem Wunsch hin hat man die Feier in den Garten verlegt. Ich habe so viele Jahre im Inneren eines Berges verbracht, dass ich jetzt jede Gelegenheit nutze, im Freien zu sein. Ich fühle mich da einfach wohler, und wenn es auch nur der Garten des Heimes ist, in dem ich jetzt schon seit vielen Jahren lebe. Es wurde ursprünglich für die Veteranen des Vietnamkrieges gebaut. Dann lebten darin die Soldaten des Krieges im Irak.

Auch diese sind längst tot, doch das Heim ist weiterhin bewohnt. Über die Jahre wurde es immer schwieriger, die vielen kleinen Konflikte auf der Erde zu lösen. Nicht einmal als es darum ging, gemeinsam gegen einen viel mächtigeren Feind zu kämpfen, vergaß man kleinliche Nachbarschaftsstreitigkeiten und religiöse Differenzen. Die Soldaten, die einfachen Männer, blieben dabei auf der Strecke und werden hier jetzt so gut es geht betreut. Viele von ihnen haben körperliche Wunden, die sie ein Leben lang von der Hilfe anderer abhängig machen. Andere können die Schrecken des Krieges nicht vergessen und erleben sie jede Nacht aufs Neue.

Die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auszublasen, das ist auch eines der Dinge, die ich von O’Neill gelernt habe. Damals, vor langer, langer Zeit. Und doch ist mir noch alles im Gedächtnis. Ich kann mich manchmal vielleicht nicht mehr daran erinnern, was es gestern zum Mittagessen gegeben hat, aber wie ich vor rund hundert Jahren O’Neill kennengelernt habe und später Mitglied von SG-1 wurde, das werde ich nie vergessen.

Ich bin es niemals müde geworden, diese Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Ich tat und tue es gern, denn es ist die einzige Möglichkeit, die Erinnerung an unseren Kampf lebendig zu erhalten. Ja, wir dürfen endlich davon erzählen. Nachdem die Goa’uld und später auch die Ori restlos besiegt waren, sah man keinen Sinn darin, das Stargate länger geheim zu halten.

Die Menschen in diesem Lande und auch auf dem ganzen Planeten haben es nach dem ersten Schock überraschend gut verkraftet. Es gab jede Menge Festreden und Ehrungen für uns, denen wir immer mit sehr gemischten Gefühlen beiwohnten. O’Neill machte sich jedes Mal danach schnell wieder aus dem Staub. Das war einfach nicht seine Welt und unsere auch nicht.

Später dann kamen all die negativen Begleiterscheinungen des Ruhmes. Jedes Detail unserer bisher geheimen Missionen kam ans Licht, wurde durchleuchtet, hinterfragt und interpretiert. Die Journalisten schreckten selbst vor Veröffentlichung privatester Einzelheiten nicht zurück. Plötzlich sahen wir uns mit Halbwahrheiten, falschen Schlussfolgerungen und aufgebauschten Nichtigkeiten konfrontiert. Wir beratschlagten, ob man etwas dagegen tun sollte, aber das hätte nur noch mehr Staub aufgewirbelt. Wir hofften darauf, dass es irgendwann vorbei sein würde.

Denn wie es mit allem ist, die Erde dreht sich weiter, es gibt neue aufregende Themen, und so geriet alles etwas in Vergessenheit. Die Menschen waren es irgendwann leid, immer wieder von heroischen Taten zu lesen. Sie wollten nicht in der Vergangenheit leben, sondern in die Zukunft sehen. Eine Zukunft, die wir ihnen erst ermöglicht hatten. Nur die Kinder waren immer noch Feuer und Flamme und hörten mit glänzenden Augen zu, wenn O’Neill von Aliens und Todesgleitern berichtete. Er konnte das gut, war bis zuletzt selbst ein großes Kind geblieben.

Jetzt bin ich der Letzte, der noch erzählen kann. Alle anderen sind längst tot. O’Neill hat immer gesagt, niemand wird zurückgelassen, und er hat auch sein Leben lang danach gehandelt. Doch genauso fühle ich mich jetzt. Allein, einsam, verlassen. Und das, obwohl gerade so viele Menschen um mich herum sind. Alle reden und lachen miteinander, niemand bemerkt, wie ich langsam davongehe.

Ich wandere durch den Park zu meinem Lieblingsplatz, einer versteckten Bank unter einem alten Baum. Hier im Schatten sitze ich oft stundenlang und denke an meine Freunde. Es war sehr schwer für mich, sie nacheinander gehen zu sehen. Langlebigkeit kann auch seine Schattenseiten haben.

Die erste, die uns verließ, war DoctorFraiser. Wir haben vor ihr und auch nach ihr viele gute Menschen verloren, doch selten hat uns ein Tod so stark berührt wie der ihre. So lange sie lebte, hat sie nach jedem Kampf persönlich unsere Wunden geheilt. Und so starb sie auch, beim Versuch, ein Leben zu retten. Ich spendete MajorCarter Trost in diesen schweren Tagen, doch auch für mich hatte sich nachher etwas geändert. Es war einfach nicht mehr dasselbe.

Einige Jahre darauf starb auch GeneralHammond. Ich bin froh, dass er nicht mehr die Demütigungen miterlebte, nachdem das Stargate öffentlich geworden war. Wenn er nicht schon tot gewesen wäre, hätte es ihn umgebracht, sein Lebenswerk so in den Schmutz gezogen zu sehen. Er und O’Neill ähnelten sich darin, dass sie beide geradlinig waren. Wenn nötig, kompromisslos. Auch wenn es GeneralHammond besser verstand, die diplomatischen Wege einzuhalten, um das Nötige zu erreichen, während O’Neill hitzköpfig auch schon mal ein paar Regeln brach, um der guten Sache zu dienen.

Trotzdem waren die beiden ein gut eingespieltes Team. Der Tod seines väterlichen Freundes traf O’Neill hart. Wir haben danach viel Zeit miteinander verbracht. Dabei haben wir anfangs nicht viel geredet. Wir beide haben uns auch immer ohne Worte verstanden. Es genügte O’Neill, dass ich da war, und ich wartete geduldig, bis er bereit war zu reden. Ich denke, er hatte große Angst davor, damals völlig auf sich allein gestellt zu sein in Washington. Ohne zu wissen, wem er vertrauen konnte und wem nicht.

Trotzdem hat er die Zähne zusammengebissen und weiterhin getan, was nötig war. Er hat sich nie beklagt. Noch viele Jahre lang hat er uns den Rücken freigehalten, so dass wir das Unsere tun konnten. Zusammen mit unserem neuen Teamleiter ColonelMitchell kämpften wir unentwegt. Wir wagten es nicht, auch nur einen Moment innezuhalten. Wir wussten, was dann passieren würde.

Nebenbei hatte ich alle Hände voll zu tun, die Jaffa im Zaum zu halten. Ich hatte meinen Traum, sie zu befreien, wahr gemacht. Doch ich hatte nicht vorausgesehen, dass danach so ein Kampf untereinander ausbrechen würde. Es hatte viele Jahre gedauert, eine Ordnung herzustellen. Und ich stellte fest, dass ich genauso wenig ein Diplomat war wie O’Neill. Ich war ein Krieger und würde es immer bleiben. Man erwartete von mir, dass ich der neue Anführer werden würde. Menschen, die so lange gewohnt waren, nur zu tun was man ihnen sagte, waren jetzt plötzlich hilflos. Sie suchten nach einem starken Mann, der sie führte, und das sollte ich sein.

Ich habe mich anfangs bemüht, zusammen mit Master Bra’tac, doch das Leben der Jaffa war mir über die Jahre fremd geworden, dafür hatte ich zu lange mit den Tau’ri zusammengelebt. Außer meinem Sohn hielt mich dort nichts mehr. Die Erde war mein neues Zuhause geworden, SG-1 meine Freunde und Familie. Und das ist auch der Grund, weshalb ich jetzt nicht auf Chulak bin. Obwohl ich es gerne noch einmal besuchen würde, um Abschied zu nehmen. Denn ich spüre, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt.

Bei einem überraschenden Angriff auf einer Routinemission wurde ColonelMitchell schwer verletzt. Wir schafften es, ihn nach Hause zu bringen, doch die Wunden waren zu schwer. Nach ein paar Tagen auf der Intensivstation starb er. Er hatte es anfangs sicherlich nicht leicht gehabt, doch über die Jahre hatten wir ihn zu schätzen gelernt. So trauerten wir ehrlich um ihn. ColonelCarter übernahm das Team und wir blieben von nun an zu dritt. Als ColonelCarter dann aus Altersgründen nicht mehr auf Missionen gehen konnte, arbeitete sie wieder mehr wissenschaftlich. Teilweise in Area 51, teilweise in ihrem alten Labor im SGC.

DanielJackson ist auf seine alten Tage noch ein berühmter Professor geworden. Er tat wieder das, was er vor Beginn des Stargate-Programmes getan hatte: er lehrte an der Universität. Seine Vorlesungen waren immer voll und sehr beliebt, da es kein trockener Stoff war, den er vermittelte. Er konnte alles anhand von eigenen Erlebnissen lebhaft untermalen, und er war dabei in seinem Element. Nach all den Jahren bekam er endlich die Anerkennung für seine wissenschaftliche Arbeit, und wir alle feierten die Veröffentlichung seines ersten Buches gemeinsam.

Er starb, wie er gelebt hatte, inmitten seiner geliebten Bücher. Eines Tages kam seine Assistentin in die Bibliothek und da saß er im Lesesessel. Er war einfach friedlich eingeschlafen.

Für O’Neill war es beinahe als hätte er einen jüngeren Bruder verloren. In den ersten Jahren hatte er DanielJackson alles beigebracht, was zum Überleben notwendig war. Er fühlte sich für alle von uns verantwortlich, doch für ihn ganz besonders. Doch wir alle haben auch viel von DanielJackson gelernt.

O’Neill hatte die Offenlegung des Stargates zum Anlass genommen, nun wirklich in den Ruhestand zu gehen. Verdient hatte er es sich schon längst. GeneralDavis wurde sein Nachfolger. Ich denke, O’Neill genoss die letzten Jahre seines Lebens ohne jede Verantwortung so richtig. Das heißt nicht, dass er sich gehen ließ. Für jemanden, der sich sein ganzes Leben lang fithalten musste, ist das in Fleisch und Blut übergegangen. Aufgrund seiner guten Gesundheit - auch wenn er immer über sein Knie und den Rücken klagte - wurde er 103 Jahre alt. Für jemanden, der einen so großen Teil seines Lebens ständig in Gefahr verbracht hat und oftmals verletzt wurde, ist das wirklich erstaunlich. Doch er hatte immer nicht nur das Wissen, sondern auch den Willen zum Überleben gehabt. Das war der Grund, weshalb wir ihn alle so sehr achteten und ihm bedingungslos vertrauten.

Eines Tages ging er zu Bett und stand am Morgen einfach nicht mehr auf. Ich denke, er selbst hätte als letztes erwartet, dass er einmal friedlich im Bett sterben würde. Das Schicksal kann manchmal genauso ironisch sein wie O’Neill.

SamanthaCarter überlebte ihn nur um drei Monate. Ich sah, wie sie unter O’Neills Verlust litt, doch ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Die beiden hatten im Alter schließlich noch eine späte stille Liebe erlebt, die sie sich all die Jahre versagt hatten. Andere Dinge waren immer wichtiger gewesen. Niemandem außer uns vieren ist dieses große Opfer bekannt. Und so soll es auch für immer bleiben.

DanielJackson erzählte mir einmal die Geschichte von einem jungen Paar in Deutschland am Anfang des zweiten Weltkrieges. Er wurde eingezogen, galt nach Stalingrad als vermisst und als er nach vielen Jahren der Gefangenschaft wieder nach Hause kam, lebte sie nicht mehr in ihrem Heimatort. Beide nahmen vom jeweils anderen an dass er tot sei, heirateten erneut, bekamen Kinder und Enkel. Erst nach über fünfzig Jahren haben sie sich schließlich durch einen Zufall wiedergefunden.

Und dann lebten sie gemeinsam die wenigen Jahre die ihnen noch blieben. Ihre Liebe hatte sie schließlich wieder zusammengeführt. Daran musste ich immer denken, wenn ich Carter und O’Neill sah. Die beiden haben nie geheiratet, doch selten habe ich ein verbundeneres Paar gesehen als die beiden.

Auch bei den Jaffa ist der Ausdruck „am gebrochenen Herzen sterben“ bekannt. So war ich nicht überrascht, als ich die Neuigkeit hörte.

Cassie hat mich ab und zu noch besucht, doch mit zunehmendem Alter wurde dann der Weg zu weit und zu schwer für sie. Ich habe lange nichts mehr von ihr gehört. Seitdem bin ich allein. Und in den letzten Jahren bin ich auch müde geworden. Seit mein Körper nicht mehr zum Kämpfen taugt, frage ich mich, wozu ich noch von Nutzen bin. Die Schwestern hier im Heim sind nett, und umsorgen mich aufopferungsvoll. Doch so sehr ich mich auch in diesen Jahren dem Leben auf der Erde angepasst habe – ich werde immer ein Fremder bleiben.

Ich hatte es vor langer Zeit mal mit einer eigenen Wohnung versucht. Es war nicht von Dauer. Weil ich mich zu sehr um meine Nachbarn gekümmert habe. Doch ich habe mich auch danach geweigert, so zu werden wie die Tau’ri, die lieber wegsehen als zu helfen. Wenn ich eine Ungerechtigkeit sah, dann bin ich eingeschritten.

Ob die Menschen auf mich hörten, weil sie mich achteten oder Angst vor mir hatten, war mir in dem Moment egal. Doch andere Freunde außer O’Neill, SamanthaCarter und DanielJackson habe ich nie gehabt. Es war nicht so, dass ich nicht gewollt hätte, doch es gab nicht viele Möglichkeiten. Ich musste immer vorsichtig sein, niemand durfte erfahren, woher ich wirklich kam. Und später dann sahen sie nur den Helden in mir.

Bald werde ich nun wieder bei meinen wirklichen Freunden sein. Ich bin so müde.

Ein Kind fragte mich neulich, wie das ist, wenn man 200 Jahre alt ist. Der Junge wollte sich gerne einfrieren lassen und in fünfhundert Jahren nachsehen, was aus der Erde geworden ist. Ich habe es ihm ausgeredet. Es lohnt sich einfach nicht.

Ich habe die Zukunft gesehen, und sie gefällt mir nicht. Die Menschen wissen nicht, was für einen wundervollen Planeten sie hier haben. Er bietet Platz und Nahrung genug für alle, wenn man es richtig anstellt. Doch so lange sie sich untereinander bekriegen, wird nie Frieden herrschen.

Es braucht keine Goa’uld und auch keine Ori – die Menschen selbst sind es, die sich zerstören.

Ich höre Stimmen in einiger Entfernung. Sie rufen nach mir. Ich antworte nicht. Sie werden mich auch so finden. Ich möchte einfach noch ein wenig hier sitzen.

Ich bin so müde.



*****



Am nächsten Tag stand eine kleine Notiz in der Zeitung, bei den Todesanzeigen: „Gestern, an seinem 200. Geburtstag, verstarb Teal’c, letzter Überlebender von SG-1, dem ersten Team, das je durchs Stargate schritt. Seine Asche wird auf eigenen Wunsch in einer Rakete ins All geschickt. Sein Sohn Ry’ac ist heute ein geachteter Anführer bei den Jaffa.“

E N D E



Ich glaube, dass man die erst fragen müsste
mit deren Blut und Geld man Kriege führt.
Ich glaube, dass man nichts von Krieg mehr wüsste
wenn, wer ihn will, ihn auch am meisten spürt

Ich glaube, dass die Haut und ihre Farben
den Wert nicht eines Menschen je bestimmt.
Ich glaube, niemand brauchte mehr zu darben,
wenn der auch geben würd’, der heut nur nimmt

Ich glaube,
diese Welt müsste groß genug, weit genug, reich genug
für uns alle sein
ich glaube,
dieses Leben ist schön genug, bunt genug, Grund genug
sich daran zu erfreun.

Udo Jürgens (1968)

Schlusswort: (diese FF hat im Oktober-06-Voting den 1. Platz belegt bei 15 Storys)
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